Bild: Aufmerksam verfolgten die Teilnehmer der gut besuchten Veranstaltung die Vorträge zur Therapeutenkammer im Technologiezentrum Cartec in Lippstadt.

 

„Ich bin dann mal weg…so kann es nicht weitergehen“

16.11.2017

Die Selbstverwaltung für die heilmittelerbringenden Therapieberufe kurzfristig durch Gründung einer berufsständischen Therapeutenkammer zu realisieren, so könnte das Ergebnis der Information Veranstaltung der heimischen Therapeuten zusammengefasst werden. Dazu hatte die Initiative Therapeutenkammer ins Technologiezentrum Cartec eingeladen. Unter der Moderation der Lippstädter Physiotherapeutin Daniela Hoffmann-Kruse, die auch im Vorstand der AG-Bundestherapeutenkammer aktiv ist, haben sich rund 70 Therapeuten, darunter neben Physiotherapeuten und Ergotherapeuten auch Logopäden, Podologen und Masseure, über die aktuellen Entwicklungen, Fehlentwicklungen und die sich zurzeit verändernde Situation in den Therapieberufen von ihr auf den neuesten Stand bringen lassen.

Der Fachkräftemangel ist inzwischen auch in der Region angekommen. Viele Therapeuten kehren dem Beruf den Rücken und wenden sich anderen Aufgaben zu. Dabei sind neuesten Studien zur Folge die unzureichende Honorierung therapeutischer Leistungen im Gesundheitswesen, Ungleichgewichte zwischen geleisteter Arbeit und dem Arbeitslohn, mangelnde Wertschätzung und unzureichende berufliche Perspektiven wesentliche Aspekte für den Fachkräftemangel. Schon heute haben über 20% den Therapeutenberuf für immer verlassen, von den verbliebenen denken mehr als die Hälfte ernsthaft über einen Ausstieg in der nächsten Zeit nach.

Die Auswirkungen werden insbesondere die Patienten zu spüren bekommen, wenn sie in Zukunft lange auf ihre Therapietermine warten müssen, da Arbeitsplätze in den Praxen nicht mehr mit einer ausreichenden Zahl von Therapeuten besetzt werden können. „Nehmen Sie ihre Sache selbst in die Hand und organisieren sie ihren Berufsstand, überlassen sie es nicht weiter Berufsfremden“ war dann auch die klare Botschaft von Unternehmensberater Ralf Buchner, der seit vielen Jahren die Therapeutenbranche begleitet und berät. In seinem fesselnden Vortrag hat er die Missstände aufgegriffen und lösungsorientiert Strategieansätze aufgezeigt „Machen statt jammern“ war seine Aufforderung. Basis bildet eine starke ansprechbare Gemeinschaft der verschiedenen Therapeutenberufe, die Therapeutenkammern in den einzelnen Bundesländern der konsequente Schritt nach vorne. Dabei wies er auf die bisher durch die Berufsverbände geleistete Arbeit hin, zeigte aber auch deren Grenzen und Beschränkung auf die Mitglieder auf.

Mit einer Kammer können die Therapeuten ihre Selbstverwaltung und staatlich übertragenen Aufgaben selbst und uneingeschränkt für alle Therapeuten wahrnehmen. Dies ist bis heute nicht möglich. Neben einem kurzen historischen Rückblick erläuterte Katja Rückriem von der Fachhochschule Bielefeld die aktuelle politische Einordnung und Bedeutung von berufsständischen Kammern. „Therapeuten benötigen eine starke Selbstverwaltung um die beruflichen Belange von innen heraus selbst zu gestalten, in der Gesellschaft und zu vertreten und in der Politik wahrgenommen zu werden“ motivierte die Therapeutin Swanhild Priestley aus Kiel in ihrem Vortrag über Notwendigkeit und Aufbau einer Kammer die heimischen Therapeuten doch selbst aktiv zu werden. In der anschließenden lebhaften Diskussion zeigte sich bei den Teilnehmern, darunter auch mehrere Vertreter von Berufsverbänden, wie sehr ihnen die Selbstverwaltung der Therapeutenberufe am Herzen liegt.

Am Ende des Abends konnte Moderatorin Hoffmann-Kruse feststellen, dass eine Kammergründung für die Therapieberufe grundsätzlich als Auftrag mitgenommen wird. Die angesprochenen Politiker im Landtag konnten an diesem Abend wegen der zeitgleich in Düsseldorf stattfindenden Plenarsitzung nicht teilnehmen, haben aber ihre Unterstützung für die Therapeutenkammer schriftlich mitteilen lassen. „Schon in der kommenden Woche stehen weitere Gespräche zur Kammer in Düsseldorf an, es geht also weiter“ mit dieser Perspektive verabschiedete Hoffmann-Kruse die Teilnehmer und forderte sie auf sich weiterhin so lebhaft für die Idee der Kammer einzusetzen.

DHK

Bild: Moderatorin Daniela Hoffmann-Kruse (3.v.r.) mit den Referenten Ralf Buchner (r.), Swanhild Priestley (4.v.r.) und Katja Rückriem (l.), sowie Ruth Drebber, Frank Thilo Niermann, Herbert Strunk und Kerstin Müller (v.l.) von der Initiative Bundestherapeutenkammer beim Infoabend zur Therapeutenkammer in Lippstadt.

Bild: Katja Rückriem, Studierende der FH Bielefeld, stellt ihre Arbeit zum Thema Kammer vor.

Bild: (v.li) Swanhild Priestley (SH), Katja Rückriem, Studierende der FH-Bielefeld (NRW), Ralf Buchner (Buchner u. Partner GmbH), Daniela Hoffmann-Kruse (NRW)

 


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